Die menschliche Haut bedeckt die gesamte Körperoberfläche und hat eine Ausdehnung von bis zu zwei Quadratmetern sowie ein Gewicht von bis zu zehn Kilogramm. Damit stellt sie das größte und aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen vielleicht auch komplexeste Organ des Körpers dar. Besonders macht sie zudem ihre Eigenschaft als Grenzschicht zwischen dem System Körper und seiner Umwelt. Sie gliedert sich in verschiedene Schichten mit unterschiedlichen Aufgaben und ist insgesamt zwischen anderthalb und vier Millimetern dick.
Hautschichten
Felderhaut und Leistenhaut
Leistenhaut enthält die sogenannten Papillarlinien, die sie durch verschiedene Wirbel, Schleifen, Bögen und Linien strukturieren. Diese Struktur ist, soweit bekannt, für jeden Menschen einzigartig; selbst eineiige Zwillinge weisen unterschiedliche Muster auf. Aus diesem Grund wird sie im Rahmen der Daktyloskopie zur Erkennung und Katalogisierung von Individuen genutzt und wurde daher vor allem durch ihre ermittlungstechnischen Aspekte bekannt. Leistenhaut findet sich unter der Fußsohle und auf den Handinnenflächen, inklusive der Finger. Sie ist generell unbehaart. Die erkennbaren Linien entstehen durch eine reihenförmige Anordnung der Lederhautpapillen. Nur in der Leistenhaut liegt die sogenannte Glanzschicht (Stratum lucidum) zwischen Horn- und Körnerzellenschicht.
Die übrige Haut wird als Felderhaut bezeichnet. Diese zeigt bei genauerer Betrachtung ein flaches rhombisches Muster. Es entsteht durch sehr feine Falten in Bereichen ohne Papillen. Durch diese Reserve erreicht die sonst weniger dehnungsfähige Oberhaut mehr Flexibilität. Am dünnsten ist die menschliche Haut im Bereich der Lippen, der Augen und der Geschlechtsorgane.
Epidermis
= Oberhaut
Sie stellt gemeinsam mit der Dermis die Cutis dar. Es handelt sich um ein Plattenepithel, dessen oberste Schicht die abgestorbene Hornschicht (Stratum coneum) bildet. Diese ist unempfindlich und enthält selbst keine Nervenzellen. Daran schließen sich in dieser Reihenfolge Körnerzellenschicht (Stratum granulosum), Stachelzellschicht (Stratum spinosum) und Basalschicht (Stratum basale) an. Die letzteren beiden stellen zusammen die Keimschicht dar. In ihr werden neue Zellen produziert, die von dort aus nach oben wandern. Zudem enthält sie die Pigmentzellen und Nervenzellen für Schmerz (Nozizeptoren).
Dermis
= Lederhaut (auch Corium genannt)
Die Lederhaut enthält die beiden Schichten Papillarschicht (Stratum papillare) und Netzschicht (Stratum reticulare). Der größte Teil der Dermis besteht aus Bindegewebsfasern, die der Stabilisierung der Haut dienen. Sie setzen sich in erster Linie aus Zwischenzellmasse und nur wenigen Zellen zusammen und unterstützen zudem sowohl die Wasserspeicherung als auch verschiedene Immunprozesse. Durch das verästelte System der kapillaren Blutgefäße kann die darüberliegende Epidermis versorgt werden. Im unteren Bereich befindet sich die glatte Muskulatur, die wichtig für die Regulation und Aufrechterhaltung der Körpertemperatur ist.
Subcutis & Unterhautfettgewebe
= Unterhaut (auch Hypoderm oder Subkutangewebe genannt)
Auch hierbei handelt es sich überwiegend um Bindegewebe, jedoch lockerer zusammengesetzt als in der Dermis. Sie verbindet die oberen Hautschichten mit den daruntergelegenen Geweben wie den Knochen und der Skelettmuskulatur. Aufgrund der elastischen Zusammensetzung dient sie als Verschiebeschicht.
In der Subcutis sind größere Blutgefäße und das eingelagerte Unterhautfettgewebe zu finden. Dieses steht im Dienste der Wärmeregulation, da es den Körper gegen Temperaturschwankungen isoliert. Es hat jedoch auch den Zweck eines Energiespeichers. Unter der Fußsohle ist es, ähnlich wie das Baufett rund um die inneren Organe, ein Stabilisierungselement. Unterhautfettgewebe ist, geschlechts- und gewichtsabhängig, unterschiedlich im Körper verteilt und dick. An Bauch, Brust und Hüften kann es mehrere Zentimeter dick werden. Generell verfügen Frauen über ein stärker ausgeprägtes Unterhautfettgewebe als Männer. Werden Fettzellen durch äußere Umstände beschäftigt, lösen sie sich unter Freisetzung von Fettsäuren auf, was zu Verhärtungs- und Entzündungsreaktionen führen kann.
Hautanhangsgebilde
Zu den Hautanhangsgebilden zählen:
- Haare (inklusive der Talgdrüsen, Muskeln und Follikel)
- Fingernägel
- Drüsen, das heißt Talg-, Schweiß- und Milchdrüsen
Im Fall von Schweißdrüsen wird zwischen endo- und apokrinen Drüsen unterschieden. Während erstere ausschließlich der Temperaturregulation durch Wasserabgabe dienen, setzen letztere auch Hormone frei, die über die Haare verteilt werden und gemeinsam mit der jeweiligen Bakterienfauna für den Geruch der Hautregion verantwortlich sind. Mit Ausnahme der Leistenhaut sind nur Brustwarzen und Lippen haarlos.
Funktionen
So vielfältig wie ihre Schichten und Anhangsgebilde sind auch die Aufgaben der Haut. Ihre Funktionen liegen in der Abgrenzung und dem Schutz vor Umwelteinflüssen wie mechanischer Verletzung, Infektionen durch Bakterien, Pilze und Viren, Kälte sowie UV-Strahlung. Des Weiteren nimmt sie an verschiedenen Stoffwechselfunktionen teil und dient der Kommunikation. Nicht zuletzt erfüllt sie seit Menschengedenken auch kulturelle und repräsentative Zwecke.
Abgrenzung & Stoffaustausch
Die Haut dient in erster Linie dem Schutz des Körpers vor äußeren Einwirkungen sowie der Aufrechterhaltung der Homöostase (inneres Gleichgewicht gegenüber einem anderen, äußeren Zustand). Während die äußere Oberfläche von unzähligen Bakterien, Einzellern, Pilzen sowie einigen speziellen winzigen Insekten besiedelt wird, verhindert ihre Beschaffenheit im Normalfall ein Eindringen dieser Organismen. Aber auch chemische Substanzen werden am Eindringen gehindert. Möglich ist dies zum einen durch die dichte mechanische Barriere der Haut und zum anderen durch ihren Säureschutzmantel, der einen durchschnittlichen pH-Wert von 5,5 aufweist. Dieser differiert jedoch je nach Körperstelle. Letztlich wird das Immunsystem durch die sogenannten Langerhanszellen repräsentiert. Von diesen sind bis zu 109 auf der menschlichen Haut verteilt. Sie sind im Normalfall inaktiv und differenzieren erst bei Berührung mit einem Antigen auf, das durch Phagozytose unschädlich gemacht wird.
Des Weiteren bietet die Haut durch ihre feste und dennoch elastische Struktur und ihre rasche Regenerationsfähigkeit Schutz vor mechanischen Verletzungen sowie vor Austrocknung. Wird sie belastet, gehen permanent Hautzellen verloren, die durch Hornhautzellen aus der Keimzellschicht ersetzt werden. Ist die Belastung dauerhaft, können dicke Hornhautschichten, auch Schwielen genannt, gebildet werden. Durch das in der Oberhaut eingelagerte Pigment Melanin wird das Gewebe vor Schäden durch UV-Strahlung geschützt. Erhöht sich die Exposition gegenüber dieser Strahlung, wird verstärkt Melanin produziert, um die Schutzleistung zu verbessern. Als Sofortschutz dagegen dient die Urocaninsäure, die Teil des menschlichen Schweißes ist und UVB-Strahlung absorbieren kann.
Neben der Begrenzung werden über die Haut auch gezielt Stoffe aufgenommen und abgegeben. Das kann passiv oder aktiv, also unter Energieeinsatz, vonstattengehen. So wird durch Hautatmung beispielsweise Sauerstoff aufgenommen und Kohlenstoffdioxid abgegeben, bei Menschen werden jedoch nur etwa die oberen 0,4 mm der Haut tatsächlich auf diesem Wege versorgt. Zudem wird Wasser ausgeschieden und aufgenommen, ebenso wie Salze, toxische Verbindungen und Stoffwechselprodukte. Aufgrund dieser Produkte entsteht ein teilweise wahrnehmbarer Geruch, der sich durch Alter, Hormonhaushalt, Ernährung und Krankheit verändert.
Wärme
Die Haut und vor allem das Unterhautfettgewebe sind enorm wichtig bei der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Während einer Hyperthermie (Überhitzung) durch Verdunstung von Schweiß entgegengewirkt wird, ist auch der Schutz vor Auskühlung bedeutend. Im Falle des Menschen ist die Körperbehaarung dabei nur an wenigen Stellen beteiligt. Die Wichtigkeit dieser Isolationsschicht lässt sich auch bei Menschen mit schweren Hautschäden, die beispielsweise durch Säure oder Verbrennung entstanden sind, oder mit großen Wundflächen feststellen. Diese müssen vor einer unter Umständen lebensgefährlichen Unterkühlung geschützt werden.
Sinnesorgan
Die Haut ist mit einem extrem feinen Netz von unterschiedlichsten Sinneszellen durchzogen. Sie stellt damit das größte Sinnesorgan des Körpers dar. Für verschiedene Empfindungen existieren verschiedene Arten von Sinneszellen, die in unterschiedlicher Tiefe innerhalb der Haut verortet sind.
Meissner-Körperchen und Merkel-Zellen dienen dem Tastsinn. Sie sind in der Lederhaut zu finden und reagieren auf Druck. Je nach Körperstelle sind sie unterschiedlich dicht angeordnet – so weisen sie an besonders empfindlichen Stellen wie der Genital- und Afterregion, den Fingerspitzen, den Lippen, der Zunge und den Brustwarzen einen Abstand von nur wenigen Millimetern auf, während sie auf dem Rücken deutlich weiter voneinander entfernt liegen. Auch durch Vater-Pacini-Körperchen, die sich in der Subkutis befinden, können Druck und besonders Vibration gespürt werden.
Temperaturen werden von freien Nervenendigungen wahrgenommen, den Thermorezeptoren, die insbesondere im Gesichts- und Kopfbereich sehr dicht beieinander liegen. Insgesamt besitzt der Mensch ungefähr 25.000 Kälte- und 250.000 Wärmerezeptoren.
Von erheblicher Wichtigkeit für das Überleben sind die Rezeptoren für Schmerz, Nozizeptoren genannt. Auch hierbei handelt es sich um freie Nervenendigungen.
Ruffini-Körperchen hingegen können den Dehnungszustand der Haut bestimmen.
Kulturelle Bedeutung
Zusätzlich zu ihren physischen Aufgaben übt die Haut als Repräsentationsfläche des Menschen seit jeher eine große Faszination auf diesen aus. So zählte das Häuten zu den grausamsten Hinrichtungsmethoden und Haut wurde in den unterschiedlichsten Kulturen Gegenstand von Ritualen und Verehrung. Das reicht in der Neuzeit bis hin zum Objekt sexueller Fetische oder der Trophäe einiger berüchtigter Serienmörder.
Umgekehrt diente und dient die Haut jedoch auch als Repräsentationsfläche. Sie kann Teil einer kulturellen Identität sein oder aber genutzt werden, um sich von ebendieser abzugrenzen. Beliebte Möglichkeiten der Gestaltung sind Tätowierungen, Schmucknarben und subkutan eingebrachter Körperschmuck. Diese wurden beispielsweise im Rahmen von Männlichkeitsritualen bei den Māori verwendet und stellten Zugehörigkeitssymbole der Yakuza-Organisation dar. Heutzutage werden diese Möglichkeiten der Hautgestaltung allerdings in erster Linie aus ästhetischen und persönlichen spirituellen Gründen genutzt.
Erkrankungen
Hautschäden oder -erkrankungen können aus den unterschiedlichsten Gründen entstehen. Neben Schäden chemischer oder mechanischer Natur wie Verätzungen, Verbrennungen und Abtragungen, gibt es noch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, die Haut zu beschädigen. Dazu zählen Infektionen und Erkrankungen des Körpers, die sich auch im Hautbild manifestieren. Ist der natürliche Säureschutzmantel der Haut gestört, begünstigt das Schäden und Infektionen jeder Art.
Hautkrankheiten
Die wahrscheinlich häufigsten Erkrankungen der Haut stellen lokal begrenzte Infektionen nach einer Verletzung der Hautoberfläche dar. Diese können sich – je nach Art der eingetragenen Bakterien, Größe der Wunde und Immunsystemkompetenz – in unterschiedlichem Maße entzünden. In den meisten Fällen heilen solche Läsionen unkompliziert und folgenlos wieder ab, in Einzelfällen kann es jedoch auch zu schwereren Verläufen kommen. Diese können von großflächigem Hautverlust und Narbenbildung bis hin zur lebensgefährlichen Sepsis reichen.
Eine andere große Gruppe der Hautkrankheiten stellt der Befall durch Hautpilze dar, eine sogenannte Dermatomykose. Die meisten dieser Erreger kommen auch in der natürlichen Hautflora vor und vermehren sich nur in bestimmten Situationen sprunghaft, sodass man von einer Erkrankung sprechen kann. Zu ihnen gehören zum Beispiel Hefen und Schimmelpilze, aber auch sehr spezifische Arten. Häufig sind Befälle von Fußpilz oder Nagelpilz. Ursachen bestehen oft in einem Gemisch aus unter- oder übertriebener Reinigung der Haut, feucht-warmen Zuständen, beispielsweise durch undurchlässige Kleidung und intensives Schwitzen, sowie einem geschwächten Abwehrsystem.
Eine weitere, häufig schwer zu behandelnde Erkrankung, die chronische Verläufe bildet, stellt das atopische Ekzem (Neurodermitis) dar. Ebenfalls nicht ansteckend und relativ häufig ist die Psoriasis (Schuppenflechte), deren Ursachen noch nicht vollständig erforscht werden konnten.
Körperliche Krankheiten
Auch systemische Erkrankungen können sich durch Hauterscheinungen äußern. Bekannt sind beispielsweise die fleckigen Ausschläge, die sich im Falle von Windpocken, Masern oder Ringelröteln zeigen. Verschiedene Organstörungen gehen ebenfalls mit Hautveränderungen einher, so die typische Gelbsucht bei Leberproblemen. Somit ist die Haut oft ein Spiegelbild des Gesundheitszustands des gesamten Körpers.