Wissenswertes über den menschlichen Körper

Die Schilddrüse

Schilddrüse

Anatomie der Schilddrüse

Die Schilddrüse liegt dem Schildknorpel des Kehlkopfes auf und ist vor und beidseits der Luftröhre gelegen. Die Schilddrüse ist eine endokrine Drüse, die von der Form her mit einem Schmetterling oder dem Buchstaben H verglichen werden kann. Die Hormone der Schilddrüse steigern die Intensität der Stoffwechselvorgänge.

Die Größe der Schilddrüse
Das Gewicht und die Größe der Schilddrüse variieren. Bei Frauen sind zum Beispiel zyklusabhängige Veränderungen des Volumens möglich. Als Richtwert gilt, dass die Schilddrüse beim Erwachsenen rund 20 bis 60 Gramm wiegt, beim Neugeborenen beträgt das Gewicht ungefähr zwei bis drei Gramm. Die Breite der Schilddrüse beträgt sechs bis elf Zentimeter. Beim Volumen sind ebenfalls Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu beobachten. Das Gesamtvolumen bei Frauen beträgt 18 Milliliter und bei Männern rund 25 Milliliter.

Die Versorgung der Schilddrüse
Die Versorgung der Schilddrüse erfolgt über Nervenfasern des vegetativen Nervensystems. Für die Blutversorgung zuständig sind die Arteria thyroidea superior und die Arteria thyroidea inferior. Die kleinen Äste der Arterien bilden in der Schilddrüse ein Geflecht. Zwischen den Zellen der Schilddrüse befindet sich eine Gewebsflüssigkeit, die Lymphe. Diese Gewebsflüssigkeit fließt über Lymphgefäße in die Lymphknoten ab.

Die Nebenschilddrüse
Die dichte Lage der Drüsenzellen wird nur durch das Haargefäßnetz, dagegen kaum durch Bindegewebe unterbrochen. Wegen des dadurch bedingten deckengewebeartigen Aussehens werden die Nebenschilddrüsen auch als Epithelkörperchen bezeichnet.

Lage und Aussehen der Epithelkörperchen
Der Mensch hat vier solcher etwa linsengroßer Nebenschilddrüsen, von denen je zwei dem linken und dem rechten Schilddrüsenlappen rückwärts anliegen. Die Nebenschilddrüsen wurden erst vor 130 Jahren entdeckt. Damals war die chirurgische Entfernung der Schilddrüse zur Behandlung des Kropfleidens aufgekommen. Wurde die Schilddrüse komplett entfernt, traten bald nach der Operation Muskelkrämpfe auf, die auf einer Senkung des Blutcalciumspiegels beruhten. Diese Krämpfe blieben aber aus, wenn nach der Operation die rückwärtigen Teile der Schilddrüse nicht mitentfernt wurden. In mikroskopischen Schnitten wurde rasch der andersartige Bau der Nebenschilddrüsen bemerkt und der Einfluss auf den Calciumstoffwechsel erforscht.

Das Hormon der Nebenschilddrüse
Die Nebenschilddrüsen produzieren das Parathormon. Dieses fördert die Resorption von Calcium aus der Nahrung und die Calciumausscheidung im Harn. Calcium ist für viele Lebensvorgänge, zum Beispiel für die Herztätigkeit, nötig. Der Körper des Erwachsenen besteht zu etwa zwei Prozent aus Calcium.

Physiologie der Schilddrüse

Die Schilddrüse bildet drei Hormone:

  • Trijodthyronin
  • Thyroxin
  • Thyreocalcitonin

Bildung und Freisetzung
Das Trijodthyronin-Molekül ist an drei Stellen mit Jod besetzt (T3), das Thyroxin an vier Stellen (T4). Die Schilddrüse setzt sehr viel T4, nämlich knapp 96 %, und nur eine kleine Menge T3 frei. Der Hauptteil davon, immerhin fast 80 %, ist in der Leber und im Blut zu finden. Die Hormone werden in der Drüse gebildet, und zwar durch Anlagerung von Jod an die zuerst synthetisierten und mit einem Kohlenhydratanteil versehenen Aminosäuren. Die Jodierung erfolgt stufenweise und stets am Rest der Aminosäure Tyrosin. Die vorletzte Stufe ist T3 und die Endstufe T4. Zur Speicherung der Hormone im Kolloid der Drüse sind die Hormone an Globuline, die Thyreoglobuline, gebunden.

Jod wird mit der Nahrung zugeführt
Das Jod wird von der Drüse aus dem zirkulierenden Blut abgefangen und konzentriert. Da es teilweise nach Abbau der Hormone durch den Darm, vor allem aber durch die Niere ausgeschieden wird, müssen stets ausreichende Mengen an Jod mit der Nahrung zugeführt werden. Nahrung, die aus dem Meer stammt, vor allem aber Kochsalz, enthält reichlich Jod. Vor langer Zeit waren in meerfernen Gegenden mit jodarmem Wasser, beispielsweise in Gebirgstälern, Jodmangelkröpfe sehr verbreitet. Diese Kröpfe entstehen durch vermehrte Ausschüttung des Hypophysenvorderlappenhormons TSH bei erniedrigtem T4-Spiegel im Organismus. Nachdem der Zusammenhang zwischen Kropfentstehung und Jodmangel erkannt wurde, bekamen Kinder in jodarmen Gegenden in den Schulen jodhaltige Tabletten verabreicht. Heute ist diese Maßnahme nicht mehr erforderlich. Das im Handel befindliche Kochsalz ist ausreichend mit Jod angereichert.

Die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen
Die Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen in die Blutbahn wird angeregt, wenn der Thyroxinspiegel im Blutplasma unter die Norm abgesunken ist. Das Absenken wird im Gehirn im Hypothalamus registriert und daraufhin das Hormon TRF (Thyrotropin Releasing Factor) an den Drüsenanteil der Hypophyse abgegeben, der durch Ausschüttung von TSH (Thyroid Stimulating Hormon) die Schilddrüse zur Freisetzung ihrer Hormone stimuliert. Vom im Kolloid gespeicherten Thyreoglobulin wird in der Schilddrüsenzelle der Eiweißanteil durch Lysosomenenzyme abgespalten. Die nun aktiven Hormone T4 und T3 werden in der Blutbahn, an Plasmaeiweiße gebunden, abtransportiert.

Die Ausscheidung
Die Ausscheidung der Hormone erfolgt nach Abbau in der Leber, teils durch den Darmtrakt, jedoch vorwiegend durch die Niere mit dem Urin.

Wirkungsweise
Die Schilddrüsenhormone sind für eine ausgeglichene Energiebilanz notwendig und helfen, den Stoffwechsel so anzupassen, wie es gerade erforderlich ist. Bei Kindern wirken die Hormone auf alle Zellen der Organe und regen sie zum Wachstum an. Bei Erwachsenen bewirken die Hormone eine Steigerung des Stoffwechsels. Ausgenommen sind jedoch die Milz, der Hoden und das Gehirn.

Die biochemische Wirkung
Die biochemische Wirkung der Schilddrüsenhormone in der einzelnen Körperzelle ist bis heute noch nicht restlos geklärt. Wichtig ist, dass die Schilddrüsenhormone auf die Tätigkeit anderer endokriner Drüsen einwirken. So fördern sie beispielsweise die Abgabe vom Wachstumshormon STH durch die Hypophyse, greifen in den Glukosestoffwechsel über Steigerung der Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse ein und regen die Tätigkeit der Nebenniere, besonders die der Nebennierenrinde, an. Eine Wechselwirkung mit den Sexualhormonen ist ebenfalls bekannt.

Krankheiten der Schilddrüse

Über- und Unterfunktion der Schilddrüse

Die Wirkungsweise der Hormone lässt sich am besten erkennen an Personen, die an einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse leiden.

Hyperthyreose – Überfunktion der Schilddrüse
Wenn die Überfunktion der Schilddrüse ein bestimmtes Ausmaß erreicht, spricht man von Basedowscher Krankheit oder Thyreotoxikose.

Hypothyreose – Unterfunktion der Schilddrüse
Bei der Schilddrüsenunterfunktion vor der Geburt kommt das Kind viel kleiner und mit geistigen Defiziten zur Welt. Die angeborene Hypothyreose wird als Kretinismus, die erworbene Hypothyreose als Myxödem bezeichnet. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion im Kindesalter ist ebenfalls das körperliche und geistige Wachstum verzögert. Hypothyreotische Kinder und Erwachsene machen einen schläfrigen Eindruck, ihre Haut ist trocken und fühlt sich kalt an.

Die wichtigsten Symptome bei einer Schilddrüsenüber- bzw. -unterfunktion im Erwachsenenalter im Vergleich:

Schilddrüsenüberfunktion

  • Grundumsatz erhöht
  • geistig und körperlich lebhaft
  • unruhig
  • häufiges Schwitzen
  • Haut feucht, warm, gerötet
  • hervortretende Augäpfel
  • Blutdruck erhöht
  • starkes Herzklopfen, teils anfallsweise
  • Appetit erhöht
  • Durchfälle
  • Gewichtsabnahme

Schilddrüsenunterfunktion

  • Grundumsatz erniedrigt
  • geistig und körperlich träge
  • schläfrig
  • Frösteln
  • Haut trocken, kalt, blass
  • Myxödem
  • Blutdruck erniedrigt
  • schwacher Puls
  • Appetit erniedrigt
  • Verstopfung
  • Gewichtszunahme

Hyperparathyreoidismus

Überfunktion der Epithelkörperchen. Die vermehrte Produktion von Parathormon führt zu einem erhöhten Kalziumblutspiegel und damit auch zu vermehrter Kalziumausscheidung im Harn. Der Hyperparathyreoidismus geht meist auf ein Epithelkörperchenadenom, seltener auf eine Hyperplasie zurück.

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