Wissenswertes über den menschlichen Körper

Das Urogenitalsystem

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Der Harn- und Geschlechtsapparat (Urogenitalsystem) fasst die Harnorgane und Geschlechtsorgane zusammen. Diese übergeordnete Betrachtung macht aufgrund entwicklungsbiologischer Gemeinsamkeiten und aufgrund der benachbarten Lage durchaus Sinn. So entwickeln sich die Geschlechtsorgane zum Beispiel geschlechterübergreifend ursprünglich aus den gleichen biologischen Anlagen.

Folgende Organe werden unter den Harnorganen (Organa urinaria) zusammengefasst:

  • Niere (Ren)
  • Harnleiter (Ureter)
  • Harnblase (Vesica urinaria)
  • Harnröhre (Urethra)

Folgende Organe werden unter den Geschlechtsorganen (Organa genitalia) zusammengefasst:

  • äußere Geschlechtsorgane: bei der Frau Vulva, Schamlippen, Scheidenvorhof und Klitoris; beim Mann Hodensack und Penis;
  • innere Geschlechtsorgane: bei der Frau Vagina, Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke; beim Mann Hoden, Nebenhoden, Samenleiter und Vorsteherdrüse;
  • akzessorische Geschlechtsdrüsen: bei der Frau Paraurethraldrüse, kleine Vorhofdrüsen und Bartholinsche Drüsen; beim Mann Samenleiterampulle, Samenblasendrüse, Prostata und Bulbourethraldrüse.

 

Harnorgane

Niere

Anatomie der Niere

Die Nieren sind paarig angeordnete Organe, die hinter dem Bauchfell (retroperitoneal) seitlich neben der Wirbelsäule liegen. Die Nieren ragen vom oberen Pol auf Höhe des 12. Brustwirbelkörpers bis zum unteren Pol auf Höhe des 3. Lendenwirbelkörpers. Aufgrund der Leber liegt die rechte Niere etwas tiefer. Sie liegen jedoch beide unterhalb des Zwerchfells. Die Nieren sind bohnenförmig und ca. 10 bis 12 cm lang, 5 bis 6,5 cm breit, 3 bis 5 cm dick und zwischen 120 und 200 Gramm schwer.

Die Nieren sind von einer bindegewebigen Kapsel umgeben, in die Baufett eingelagert ist und über die sie zu verschiedenen anderen Organen Kontakt haben. Innerhalb der Fettkapsel liegen auf beiden Seiten die Nebennieren auf dem oberen Pol auf. Links hat die Niere Kontakt zu Magen, Milz, den Milzgefäßen (Arteria und Vena splenica), dem Bauchspeicheldrüsenschwanz (Cauda pancreatis) und dem Grimmdarm (Colon transversum). Die rechte Niere hat Kontakt zu Leber, Grimmdarm und Zwölffingerdarm (Duodenum).

Das Nierengewebe unterteilt sich in eine außen liegende Nierenrinde (Cortex renalis) und ein Nierenmark (Medulla renalis). Das Mark ist pyramidenförmig, die Spitzen (Papillen) der ca. 10 bis 12 Markpyramiden zeigen zum Hilum im Zentrum. Die Papillen münden in die Nierenkelche (Calix renalis), die zum Nierenbecken (Pelvis renalis) zusammenfließen.

Histologie der Niere

Die Niere besteht aus einem hochdifferenzierten Röhrensystem (Tubulussystem) und einer entsprechenden Blutversorgung. Entwicklungsgeschichtlich kann das Röhrensystem in zwei Einheiten gegliedert werden – das Nephron und das Sammelrohr, die zusammen eine Einheit bilden.

Die Nephrone sind die funktionellen Grundeinheiten der Nieren (bis 1,4 Millionen pro Niere), in denen der Harn gebildet wird. Sie bestehen selbst aus einem Nierenkörperchen und einem Tubulusapparat.

Die Blutversorgung erfolgt über die Nierenarterie (Arteria renalis), die sich über Segmentarterien weiter aufteilt und kleine Gefäße (Vasa afferentia) abzweigt, die sich im Bereich der Rinde in Kapillarknäuel – sogenannte Glomerula – in die Nierenkörperchen aufteilen. Das abfließende Blut (Vas efferens) aus den Kapillarknäueln ist weiterhin sauerstoffreich und mündet in das zweite Kapillarbett der Niere zur Versorgung des Nierengewebes im Nierenmark.

Diese Gefäße zur Versorgung des Nierenmarks heißen Vasa recta, da sie sehr geradlinig mit dem Röhrensystem bis zur Papillenspitze verlaufen und gegenläufig wieder geradlinig aufsteigen. Dadurch entsteht ein Gegenstromprinzip, das für die Funktion der Niere unerlässlich ist. Der Preis dafür ist eine schlechte Sauerstoffversorgung des Nierenmarks aufgrund von bogenförmigen Querverbindungen (Arteriae arcuata) im Bereich der Basis der Markpyramiden.

Funktion der Niere

Primär kommt es in der Niere zu einer Druckfiltration (im Bereich der Nierenkörperchen durch die Gefäßknäuel in das Tubulussystem des Glomerulum, das dabei als Filter dient). Anschließend erfolgt auf Basis des Gegenstromprinzips im Röhrensystem eine Modifizierung der ausgeschiedenen Substanzen aufgrund eines osmotischen Druckgradienten. So entstehen aus über 150 Liter ursprünglich filtrierter Menge Flüssigkeit ca. 1 bis 1,5 Liter Harn.

Um die Durchblutung der Niere stets innerhalb enger Parameter zu halten, kann die Niere den Blutdruck beeinflussen (Autoregulation oder sog. Bayliss-Effekt). Nur bei ausreichendem Druck wird die Niere durchblutet, sodass es zu einer Ausscheidung und damit auch Entgiftung kommen kann. Dafür wird in der Niere das Hormon Renin gebildet, das ein sehr effizientes System zur Blutdrucksteigerung stimuliert.

Harnleiter

Der Harnleiter (Ureter) beginnt trichterförmig am Nierenbecken und mündet in die Harnblase. Da die Niere ein paariges Organ ist, besitzt der Mensch auch einen linken und rechten Harnleiter. Seine Aufgabe ist die Leitung des Urins aus dem Nierenbecken in die Harnblase. Dafür verläuft er ca. im 90-Grad-Winkel aus dem Nierenbecken abwärts, unterkreuzt den großen Lendenmuskel und die Hoden- bzw. Eierstockgefäße, überkreuzt die beiden Endäste der großen Körperschlagader (Arteria illiaca communis) und unterkreuzt kurz vor seinem Eintritt in die Harnblase den Samenleiter oder die Gebärmutterarterie bei der Frau.

Die Eintrittsstelle der beiden Harnleiter in die Harnblase wird auch Harnleitermündung (Ostium ureteris) genannt. Der Harnleiter verläuft jedoch innerhalb der Harnblase noch ein kurzes Stück weiter, zur Vermeidung eines Rückflusses (Reflux) bei starker Füllung der Harnblase.

Durch die Über- und Unterkreuzungsstellen der Harnleiter entstehen drei bis vier Engstellen, die vor allem beim Abgang eines Nierensteines durch den Harnleiter bedeutsam werden können und der Ausgangspunkt der sehr schmerzhaften Nierenkoliken sind.

Harnblase

Die Harnblase (Vesica urinaria) ist ein Hohlorgan und liegt relativ gut geschützt im kleinen Becken. Das maximale Füllungsvermögen der Harnblase ist sehr variabel zwischen 900 und 1500 ml und ist bei Frauen aufgrund der benachbarten Sexualorgane anatomisch etwas geringer als bei Männern. Bei Männern setzt ab etwa 350 bis 750 ml Füllungsvermögen starker Harndrang ein – bei Frauen bereits ab etwa 250 bis 550 ml.

Anatomie der Harnblase

Die Harnblase liegt im kleinen Becken direkt hinter der Schambeinfuge (Symphyse) vor der Scheide (Vagina) bei Frauen und vor dem Mastdarm (Rectum) bei Männern. Nach oben kann die Harnblase bei maximaler Füllung bis zum Bauchnabel reichen. An der Unterseite der Harnblase befindet sich der Blasenhals (Cervix vesicae) mit dem Übergang in die Harnröhre (Urethra). An der hinteren, unteren Seite der Harnblase münden die beiden Harnleiter ein.

Beim Übergang in die Harnröhre befinden sich zwei Schließmuskeln (Blasensphinkter). Der innere Schließmuskel besteht aus glatter Muskulatur und ist nicht willentlich steuerbar, der äußere Schließmuskel (Musculus urethralis) umgibt die Öffnung ringförmig und besteht aus Skelettmuskulatur – ist also bewusst steuerbar.

Die Blutversorgung der Harnblase ist durch die obere und untere Blasenarterie (Arteriae vesicales superior et inferior) sichergestellt. Bei Frauen versorgt auch ein Ast der Scheidenarterie (Arteria vaginalis) die Harnblase mit. Für den venösen Abstrom ist das Blasenvenengeflecht (Plexus venosus vesicalis) verantwortlich. Bei Männern erfolgt der venöse Abstrom auch über das Venengeflecht der Prostata (Plexus venosus prostaticus).

Histologie der Harnblase

Die Innenwand der Harnblase ist mit einem speziellem Deckgewebe ausgestattet, dem Übergangsepithel oder Urothel. Die Zellen dieses Deckgewebes sind im ungefüllten Zustand hochprismatisch (Deckzellen) und flachen mit zunehmender Füllung ab. Auch eine Dehnung des Organs wird gewährleistet. Außen anschließend befinden sich Bindegewebszellen aus kollagenen und elastischen Fasern. Die nächste Schicht des Organs sind Muskelzellen aus glatter Muskulatur, die bei der Entleerung mithelfen. Als äußerste Schicht des Organs findet sich noch eine Deckschicht aus lockerem Bindegewebe.

Harnröhre

Die Harnröhre (Urethra) beginnt am Blasenhals der Harnblase und endet bei Männern an der Penisspitze auf der Eichel und bei Frauen im Scheidenvorhof. Bei Frauen dient die Harnröhre einzig der Ausleitung des Urins aus der Harnblase, bei Männern zusätzlich zur Weiterleitung des Spermas, weshalb sie hier auch als Harn-Samen-Röhre bezeichnet wird.

Anatomie der Harnröhre bei der Frau

Die weibliche Harnröhre verläuft parallel zur Scheide (Vagina) durch den Beckenboden und mündet an der Grenze von Scheidenvorhof (zwischen den kleinen Schamlippen) und Scheide in die Vulva. Die Länge der Harnröhre ist mit 2,5 bis 4 cm deutlich kürzer als beim Mann, was Harnwegsinfekte bei der Frau deutlich vereinfacht. Auch sind Frauen dadurch öfters von Harninkontinenz betroffen. An der Mündungsöffnung der Harnröhre (Meatus urethrae externus) kommt es zu einer unterschiedlich ausgeprägten, wulstartigen Vorstülpung (Carina urethralis vaginae.

Anatomie der Harnröhre beim Mann

Bei Männern verläuft die Harnröhre durch die Vorsteherdrüse (Prostata) und mündet auf der Eichel am Penis. Die Harnröhre ist beim Mann ca. 20 bis 25 cm lang und lässt sich in einen Beckenteil (Pars pelvina) und einen Penisteil (Pars penina) unterteilen. Im Bereich des Beckenteils findet sich auch der ca. 3 bis 4 cm lange Prostataabschnitt (Pars prostatica).

Histologie der Harnröhre

Die Harnröhre besitzt – wie die Harnblase – im Inneren ein spezielles Deckgewebe, das Übergangsepithel (Urothel). Dahinter folgt elastisches Bindegewebe und Blutgefäßgeflecht (Stratum spongiosum). Nach außen hin folgt glatte Muskulatur gefolgt von Bindegewebe als äußerste Schicht. Neben der glatten Muskulatur wird die Harnröhre auch noch von anderen Muskeln umgeben – zum Beispiel dem quergestreiften Harnröhrenschließmuskel (Musculus urethralis). Die muskuläre Ausstattung der Harnröhre ist maßgeblich beim Harnhaltevermögen und damit der Kontinenz.

Geschlechtsorgane der Frau

Bei den Geschlechtsorganen (Organa genitalia) kann anhand der Funktion differenziert werden in Sexualorgane und Reproduktionsorgane. Außerdem kann zwischen den äußeren und inneren Geschlechtsorganen unterschieden werden. Zusätzlich sind die akzessorischen Geschlechtsdrüsen zu erwähnen, die entlang des Genitaltrakts ausgebildet sind.

Scham

Die Scham (Vulva) umfasst überbegrifflich die Gesamtheit der weiblichen äußeren Geschlechtsorgane. Dazu zählen:

  • Venushügel
  • Schamlippen
  • Klitoris
  • Scheidenvorhof

Venushügel

Als Venushügel (Mons pubis) wird die Erhebung über dem Schambein oberhalb der Scham bezeichnet. Am oberen Ende des Venushügel beginnen die äußeren Schamlippen (Commissura labiorum anterior). Die Erhebung wird durch Fettgewebe erreicht, das an dieser Stelle unter der Haut zu finden ist. Ab der Pubertät wachsen am Venushügel die Schamhaare.

Schamlippen

Die Schamlippen sind paarig angeordnet und lassen sich daher in kleine (innere) und große (äußere) Schamlippen unterteilen. Die großen Schamlippen (Labia majora pudendi) erstrecken sich vom Venushügel bis zum Damm und dienen als Schutz der Klitoris, des Scheideneingangs und der Harnröhrenöffnung, die sie verdecken.

Die kleinen Schamlippen (Labia minora pudendi) beginnen an der Klitoris und begrenzen seitlich den Scheidenvorhof. Vorne verlaufen die kleinen Schamlippen in 2 Falten, wodurch die Klitorisvorhaut (Praeputium clitoridis) und die Kitzlerzügel (Frenulum clitoridis) entstehen. Meistens sind die kleinen Schamlippen von den großen Schamlippen verdeckt.

Klitoris

Die Klitoris oder auch Kitzler genannt ist ein komplexes, erregbares Organ aus Schwellkörpergewebe, glatten Muskelzellen und Bindegewebe. Von außen sichtbar ist die zirka erbsengroße Klitoriseichel (Glans clitoridis). Das Organ erstreckt sich jedoch weiter ins Körperinnere und besteht noch aus der kleinen Klitoriseichel (hinter den kleinen Schamlippen), zwei Schwellkörpern (teilweise an der Scheidenvorderwand) sowie zwei Schenkel die bis zu 9 cm in den Körper reichen können.

Scheidenvorhof

Als Scheidenvorhof (Vestibulum vaginae) wird der Bereich zwischen den kleinen Schamlippen bezeichnet. Als Grenze zwischen Scheide und Scheidenvorhof fungiert die Mündung der Harnröhre. Daneben münden die Paraurethraldrüsen (Glandula paraurethralis), die ein dünnflüssiges Sekret produzieren und dies bei der weiblichen Ejakulation freisetzen. Die Paraurethraldrüse zählt zu den akzessorischen Geschlechtsdrüsen.

Scheide

Die Scheide (Vagina) zählt zu den inneren Geschlechtsorganen der Frau. Sie stellt die Verbindung zwischen Scheidenvorhof und Gebärmutter dar und schützt die tiefer im Körper liegenden Geschlechtsorgane.

Anatomie der Scheide

Die Scheide hat bei erwachsenen Frauen eine Länge von 8 bis 12 cm und liegt etwa in der Beckenachse und durchquert den Beckenboden. Es handelt sich um ein dehnbares, muskuläres Organ, das im ungedehnten Zustand einen H-förmigen Spalt bildet. Dadurch wird eine Entfaltung ohne größere Spannungen ermöglicht. Die äußere Scheidenöffnung (Introitus vaginae) am Scheidenvorhof wird teilweise mit einer Hautfalte (Jungfernhäutchen) ausgebildet. Gebärmutterseitig ragt der Gebärmutterhals (Cervix uteri) in die Scheide hervor.

Die Scheidenwand besteht aus glatter Muskulatur und gitterförmig angeordneter, quergestreifter Muskulatur. Dadurch ist eine willkürliche Verengung der Scheide möglich. Mit sauerstoffreichem Blut wird die Scheide durch die Scheidenarterie (Arteria vaginalis) versorgt. Zusätzlich führen Äste der unteren Blasenarterie (Arteria vesicalis inferior) und der inneren Beckenarterie (Arteria iliaca interna) zur Scheide. Der venöse Rückstrom erfolgt über die Gebärmuttervene (Vena uterina). Die Lymphe fließt über die Lendenlymphknoten und Leistenlymphknoten ab.

Histologie der Scheide

Die Scheidenwand ist ca. 3 mm dünn und besteht aus einer inneren Schleimhaut (Vaginalschleimhaut) auf elastischen Fasern (Lamina propria). Anschließend folgt eine Muskelschicht (Tunica muscularis vaginae) und daran anschließend eine Bindegewebsschicht (Tunica adventitia vaginae). Die Schleimhaut sorgt für ein saures Milieu (pH um die 4) und beherbergt die Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) zur Abwehr von Krankheitserregern.

Gebärmutter

Die Gebärmutter (Uterus) beginnt mit dem Gebärmutterhals und reicht bis zu den Öffnungen der Eileiter. Sie wird unterteilt in:

  • Gebärmutterhals (Cervix uteri)
  • Übergangszone (Isthmus)
  • Gebärmutterkörper (Corpus uteri)

Anatomie der Gebärmutter

Die Gebärmutter ist ein muskuläres Hohlorgan mit ungefähr folgenden Ausmaßen: 7 cm Länge, 5 cm Breite, 2 bis 3 cm Dicke. Die Gebärmutter hat ein Gewicht von ungefähr 30 bis 120 Gramm. Der Gebärmutterhalskanal (Canalis cervicis) beginnt mit dem äußeren Muttermund, der sich in die Scheide vorwölbt und endet mit dem inneren Muttermund. Der Gebärmutterhals ist dabei in Relation zur Scheide um ca. 90 Grad nach vorne abgeknickt. Der innere Muttermund hat einen Durchmesser von wenigen Millimetern und stellt die Engstelle des Organs dar.

Über eine Übergangszone (5 bis 10 Milimeter lang) ist der Gebärmutterhals mit dem Gebärmutterkörper verbunden. Der Gebärmutterkörper ist mit ca. zwei Dritteln der größte Teil des Organs. Oben seitlich münden die Eileiter in die Gebärmutter, oben endet die Gebärmutter mit der Gebärmutterkuppe (Fundus uteri). Vor der Gebärmutter liegt die Harnblase, dahinter der Mastdarm. Der Zwischenraum zwischen Gebärmutter und Mastdarm wird als Douglas-Raum bezeichnet.

Die Gebärmutter ist durch Bindegewebe und zahlreiche Bänder befestigt. Das sauerstoffreiche Blut kommt über die beiden Gebärmutterarterien (Arteria uterina) zum Organ und fließt über die Gebärmuttervene (Vena uterina) in die innere Beckenvene (Vena iliaca interna) ab. Die Lymphe fließt über die inneren Beckenlymphknoten und Lendenlymphknoten sowie teilweise über die oberflächlichen Leistenlymphknoten ab.

Histologie der Gebärmutter

Die Gebärmutter ist von innen nach außen aus folgenden 3 Schichten aufgebaut:

  • Schleimhaut – Endometrium
  • Muskelschicht – Myometrium
  • Deckschicht – Perimetirum

Das Endometrium, die Schleimhautschicht unterliegt ständigen Veränderungen im Rahmen des weiblichen Zyklus. Es lässt sich weiter unterteilen in verschiedene Lagen, wobei die innerste Lage (Stratum functionale) hormonell gesteuert auf- und abgebaut wird. Über das Endometrium erfolgt bei einer Schwangerschaft auch die Versorgung des Embryos. Sie wird nach der Geburt mit der Nachgeburt (Plazenta) ausgestoßen.

Eileiter

Die Eileiter (Tuba uterina) sind ca. 10 bis 15 cm lange, trichterförmige, offen beginnende Schläuche, die für den Transport einer Eizelle aus den Eierstöcken in die Gebärmutter dienen. Dazu sind sie innen von Schleimhaut überzogen und bestehen aus einer Muskelschicht und Bindegewebe. Der Transport der Eizelle durch einen Eileiter benötigt ca. 5 Tage – sollte es zu einer Befruchtung der Eizelle kommen, erfolgt dies innerhalb des Eileiters.

Eierstock

Der Eierstock (Ovar) ist ein paarig angelegtes Organ im kleinen Becken und der Produktionsort der Eizellen sowie gleichzeitig Hormondrüse (Geschlechtshormone). Der Eierstock besteht aus Eierstockrinde (Cortex ovarii) und Eierstockmark (Medulla ovarii). In der Rinde liegen die Eizellen in Eibläschen (Follikeln). Im Mark verlaufen die Blutgefäße, Lymphgefäße und Nervenfasern der Eierstöcke. Befestigt wird der Eierstock durch drei Bänder.

Akzessorische Geschlechtsdrüsen

Zu den akzessorischen Geschlechtsdrüsen der Frau zählen folgende Drüsen:

  • Bartholinsche Drüse
  • kleine Vorhofdrüse
  • Paraurethraldrüse

Die Drüsen befinden sich im Bereich des Scheidenvorhofs und bilden ein wässriges Sekret zur Befeuchtung und im Rahmen der weiblichen Ejakulation.

Geschlechtsorgane des Mannes

Zu den äußeren Geschlechtsorganen des Mannes zählen:

  • Penis
  • Hodensack (Skrotum)

Penis

Der Penis ist ein unpaares Organ, das als Verlängerung des Samenleiters Aufgaben bei der Fortpflanzung übernimmt und zur Ausscheidung des Harns dient.

Anatomie des Penis

Die Peniswurzel (Radix penis) ist am Becken mittels Muskeln und Bändern befestigt. Der anschließende Penisschaft (Corpus penis) mündet mit der Eichel (Glans penis). Schützend um die Eichel ist die Penisvorhaut (Praeputium penis). Durchschnittlich ist der erigierte Penis 12,9 bis 15 cm lang und hat einen Durchmesser von ca. 4 cm.

Der Penis enthält drei Schwellkörper – die paarigen Schwellkörper an der Oberseite: Penisschwellkörper (Corpora cavernosa penis) und den Harnröhrenschwellkörper (Corpora spongiosum glandis) an der Unterseite. Im unteren Schwellkörper verläuft auch die Harn-Samen-Röhre. Die Blutversorgung wird über drei Äste der Arteria pudenda interna aus der inneren Beckenarterie sichergestellt.

Hodensack

Der Hodensack ist ein Haut- und Muskelsack, der Hoden, Nebenhoden, Beginn des Samenleiters und Ende des Samenstrangs enthält. Durch die Auslagerung der Hoden und Nebenhoden aus dem Körperstamm in den Hodensack wird eine niedrigere durchschnittliche Temperatur (um ca. 2 bis 5 Grad Celsius) sichergestellt, die für die Fruchtbarkeit der Spermien erforderlich ist. Die Temperaturregulation erfolgt dabei über die Hodenarterie und –vene sowie durch aktives Annähern an den Körperstamm durch den Hodenheber (Musculus cremaster).

Hoden

Der Hoden ist ca. 20 Gramm schwer, und hat ein Volumen von ca. 20 bis 25 ml. Die durchschnittliche Länge des Hoden beträgt 5 cm, die Dicke 3 cm (diese Maximalgröße wird jedoch erst im 4. Lebensjahrzehnt erreicht). Durch seine Lage im Hodensack zählt er zu den inneren Geschlechtsorganen. Der Hoden ist von einer dicken Bindegewebskapsel überzogen, von der Scheidewände in das Innere des Organs ziehen und dieses in ca. 350 Hodenläppchen (Lobuli testis) unterteilen.

Histologie des Hodens

Die Hodenläppchen enthalten ca. 2 bis 4 Samenkanälchen mit 50 bis 80 cm Länge. In der Wand der Kanälchen befinden sich Samen- oder Keimzellen, in denen die Spermien gebildet werden. Die Spermienbildung dauert ca. 64 Tage. Ebenfalls finden sich Sertoli-Zellen, die einerseits eine Stützfunktion haben und andererseits für die Hormonproduktion verantwortlich zeichnen. Die Samenkanälchen vereinigen sich schließlich zum Nebenhodengang (Ductus epididymidis).

Nebenhoden

Der Nebenhoden liegt direkt dem Hoden auf und dient zur Reifung und Lagerung der Samenzellen. Er besteht hauptsächlich aus dem stark gewundenen, ca. 4 bis 6 Meter langem Nebenhodengang. Die Samenzellen brauchen ca. 12 Tage, um durch den Nebenhodengang und über den Samenleiter (Ductus deferens) in die Harn-Samen-Röhre zu gelangen.

Akzessorische Geschlechtsdrüsen

Zu den akzessorischen Geschlechtsdrüsen beim Mann zählen:

  • Vorsteherdrüse (Prostata)
  • Bulbourethraldrüse (Glandula bulbourethralis)
  • Samenblasendrüse (Glandula vesicularis)
  • Samenleiterampulle (Ampulla ductus deferentis).

Die Ausführungsgänge der akzessorischen Geschlechtsdrüsen beim Mann münden entweder in den Samenleiter oder in die Harnröhre. Das abgegebene Sekret bildet mit den Spermien das Ejakulat und dient als Transportmedium und Nahrung für die Spermien.

Vorsteherdrüse

Die kastaniengroße Vorsteherdrüse liegt rund um den Anfangsteil der Harnröhre und mündet in diese. Sie besteht aus ca. 30 bis 50 Einzeldrüsen, die ca. 30 % des Ejakulats produzieren. Das saure Sekret (pH ca. 6,4) erhöht die Überlebenschancen der Spermien.