Die Nebenniere verdankt ihren Namen dem Umstand, dass sie an den oberen Polen der Niere liegt. Sie ist, ebenso wie die Niere, paarig angelegt. Trotz ihres Namens ist sie aber ein vollständig eigenes Organ mit eigenen Aufgaben und hat mit der Niere nichts zu tun.
Anatomie der Nebennieren
Die Nebennieren sind Drüsen mit einem Gewicht von vier bis fünf Gramm. Sie liegen im Retroperitoneum, das ist ein Raum, der im Gegensatz zum Peritoneum nicht von Bauchfell umschlossen ist. Die rechte und die linke Nebenniere unterscheiden sich im Aussehen. Die rechte Nebenniere ist dreieckig oder pyramidenförmig, die Linke dagegen halbmondförmig.
Blutversorgung
Sie verfügen über eine ausgezeichnete Blutversorgung, wie es bei allen hormonbildenden Organen der Fall ist. Mehrere Arterien vom Zwerchfell und den Nieren sowie die Hauptschlagader versorgen sie mit arteriellem Blut, als Blutabfluss dagegen dient neben etlichen kleinen Venen nur ein großes Gefäß, welches rechts direkt in der unteren Hohlvene mündet und links in die linke Nierenvene führt.
Aufbau der Nebenniere
Die Nebenniere setzt sich aus zwei sowohl von der Funktion als auch von der Herkunft unterschiedlichen Anteilen zusammen: dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde.
In einem Schnitt durch eine Nebenniere kann man deutlich die umrandende, gelbe Nebennierenrinde sehen und im Inneren das Mark als graue Schicht.
Embryonale Entwicklung
Die Nebennierenrinde entwickelt sich aus dem Mesoderm. Sie differenziert sich in der fünften Schwangerschaftwoche aus Zellen des Coelomepithels.
Das Nebennierenmark entwickelt sich etwas später als die Nebennierenrinde aus Teilen der Neuralleiste und ist damit ektodermaler Herkunft. Die Zellen des Nebennierenmarks wandern in die fetale Nebennierenrinde ein und werden von ihr umschlossen.
Funktion der Nebennieren
Nebennierenrinde und Nebennierenmark unterscheiden sich nicht nur anatomisch, sondern sie haben auch jeweils eine andere Funktion.
Nebennierenrinde
In der Nebennierenrinde werden über 40 verschiedene Hormone produziert.
Die Wichtigsten davon sind das Cortisol, das Aldosteron und die Sexualhormone. Das Cortisol trägt den Hinweis auf seinen Entstehungsort schon im Namen, denn „Corti“ stammt von Kortex ab, der lateinischen Bezeichnung für Rinde.
Cortisol
Cortisol ist wohl das bekannteste Hormon aus der Nebenniere. Bekannt ist es aber wohl noch eher unter dem Namen Cortison, wobei es sich um ein Medikament handelt, das vielfach verschrieben wird.
Es handelt sich bei Cortisol um ein Glukocortikoid. Glukocortikoide sind für die Steuerung des Zuckerstoffwechsels im Körper verantwortlich. Auch hier finden wir die Aufgabe bereits im Namen: „Gluko“ kommt von Glucose, dem lateinischen Wort für Zucker.
Das Cortisol stellt Energie für den Körper bereit. Zu diesem Zweck stimuliert es die Zuckerherstellung aus körpereigenen Speichern und den Abbau von ebenfalls körpereigenen Zuckerdepots. Den ersten Vorgang nennt man Gluconeogenese, den zweiten Glycolyse. Außerdem sorgt es noch für die Lipolyse, den Abbau von Fett zur Energiegewinnung.
Es liegt in unterschiedlichen Konzentrationen im Blut vor, deren Schwankung zum Teil mit der Tageszeit zu tun hat. In der Regel erreicht es seinen Maximalwert am Morgen und sinkt gegen Mitternacht zu seinem Minimalwert ab. Unabhängig davon erhöhen sich die Werte bei Stress, da in diesen Sitautionen mehr Energie vom Körper benötigt wird. Deshalb wird Cortisol auch Stresshormon genannt.
Eine weitere Aufgabe ist die Dämpfung des Immunsystems, was sich in Form von Entzündungshemmung darstellt und eine Erhöhung der Wirkung anderer Stresshormone begünstigt.
Wieviel Cortisol ausgeschüttet wird, steuert die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) mit Hilfe des Hormons ACTH (Adrenocorticotropes Hormon), welches die Ausschüttung von Hormonen in der Nebenniere anregt.
Aldosteron
Das Aldosteron ist ein Mineralcortikoid und steuert den Salzhaushalt des Körpers, speziell den Natrium- und Kaliumhaushalt.
Es bewirkt ein Zurückhalten von Natrium in den Nieren, was wiederum dazu führt, dass vermehrt Wasser im Körper zurückgehalten wird. Durch diesen Mechanismus hat Aldosterol Einfluss auf den Blutdruck. Es dient dazu, die Durchblutung in den Nieren immer konstant zu halten.
Das Kalium ist der Gegenspieler des Natriums. Durch dieses wird eine vermehrte Ausscheidung über die Niere veranlasst.
Aldosteron wird über verschiedene Wege aktiviert. Ein Hauptaktivierungsgrund ist ein niedriger Blutdruck oder niedriger Natriumgehalt in der Niere. Das wiederum sorgt dafür, dass die Niere das Hormon Renin ausschüttet.
Das Renin wiederum stimuliert die Aldosteronproduktion, so dass der Wassergehalt bei ausreichend hohem Aldosterolspiegel durch das Zurückhalten von Natrium wieder steigt und ein höherer Blutdruck gewährleistet wird.
Sexualhormone
Die Sexualhormone Androgene (männliche Sexualhormone), Östrogene und Gestagene werden zwar überwiegend in Geschlechtsorganen gebildet, aber zu einem Teil ebenfalls in der Nebennierenrinde.
Nebennierenmark
Im Nebennierenmark finden sich überwiegend Nevenzellen. Sie geben Botenstoffe (sogenannte Transmitter), die hier gebildet werden, als Hormone ins Blut ab.
Diese Hormone heißen biogene Amine und werden aus Aminosäuren gebildet. Es handelt sich hierbei um Adrenalin und Noradrenalin, die auch als Stresshormone fungieren.
Noradrenalin entsteht aus Adrenalin.
Beide Hormone werden in Alarmsituationen freigesetzt und machen den Körper bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Das tun sie, indem sie vermehrt Energie in Form von Zucker bereitstellen. Außerdem stellen sie den Körper noch optimal auf die Gefahrensituation ein.
In diese Reaktion, die Stress- oder Orientierungsreaktion genannt wird, sind viele Organsysteme eingebunden. Die Herzfrequenz wird erhöht, der Blutdruck steigt, die Atemfrequenz erhöht sich und die Skelettmuskulatur spannt sich an.
Zeitgleich wird die Energie in allen Systemen gedrosselt, die nicht unmittelbar in der Gefahrensituation von Nutzen sind. Das wirkt sich zum Beispiel auf die Verdauung aus, denn die Magen- und Darmtätigkeit wird während dieser Zeit verringert.
Erkrankungen der Nebenniere
Erkrankungen der Nebenniere äußern sich entweder als Über- oder Unterproduktion bestimmter Hormone. Das wird oft von Tumoren hervorgerufen. Sie können beides bewirken, also entweder vermehrt Hormone produzieren oder, wenn sie funktionslos sind, verdrängen sie hormonbildende Gewebe und sorgen so für eine Unterfunktion.
Das Cushing-Syndrom wird durch ein Überangebot an Cortisol ausgelöst. Dies sorgt äußerlich für eine Gewichtszunahme im Bauchbereich, außerdem kann es noch zu einer Erhöhung des Blutzuckers, Bluthochdruck und Osteoporose kommen. Als psychische Folgen sind Antriebsarmut und depressive Verstimmung zu nennen.
Beim Conn-Syndrom handelt es sich um eine Überkonzentration von Aldosteron. Es verursacht Bluthochdruck, da es vermehrt Natrium im Körper zurückhält. Andere Symtome sind Muskelschwäche, Kopfschmerzen und allgemeine Schwäche.